Geschichte

Geschichte des ZWUS

Gründung der Gruppe am 18. Juli 1904
Noch im 19. Jahrhundert versorgten sich die Bewohner des unteren Schussentals aus ihren eigenen Hausbrunnen oder den Oberflächengewässern mit Wasser für den Haushalt und die Landwirtschaft.

Mit der aufblühenden Industrie jedoch und insbesondere der Errichtung zelluloseverarbeitender Betriebe entlang der Schussen (Papierfabrik Mochenwangen und Baienfurt seit 1868 bzw. 1873) ging eine zunehmende Belastung der Gewässer mit Schadstoffen einher.
 
         

Ende des 19. Jahrhunderts wurde daher der Ruf nach einer zentralen Wasserversorgung laut, die nicht nur Gesundheitsgefahren beseitigen helfen sollte, sondern auch mehr Komfort versprach und den Gang zu Brunnen oder Fluss überflüssig machte. 

Am 18. Juli 1904 war es schließlich soweit: In der damaligen „Oberamtsstadt Tettnang“ kam es zur „Konstituierungs-Verhandlung der Wasserversorgungsgruppe des unteren Schussentals“. Beteiligt an der Gruppe haben sich die damaligen Gemeinden Hirschlatt, Meckenbeuren, Tannau, Mariabrunn und Oberdorf. Beabsichtigt war die Fassung der auf Gemarkung der früheren Gemeinde Tannau liegenden Quellen in Argenhardt bei Reutenen und der Bau einer Wasserleitung in Wohnplätze der beteiligten Gemeinden nach Plänen des Zivilingenieurs Lohr in Ravensburg. Es war beabsichtigt, insgesamt 1.429 Einwohner an die Wasserversorgung anzuschließen.

Nach einem Bittgesuch an die „Hohe Kammer der Abgeordneten Stuttgart“ auf einen höheren Staatsbeitrag konnte das Projekt bis Ende 1906 verwirklicht und insgesamt 1.878 Einwohner an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen werden. Dieser Zusammenschluss war im oberschwäbischen Raum einer der ersten gelungenen Versuche, die Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigem Wasser als gemeinsame Aufgabe anzusehen und das Problem über Markungsgrenzen hinweg zu lösen.


Entwicklung bis 1945

Laut Gemeinderatsprotokoll vom 5. September 1911 suchen die Einwohner von Sammletshofen um Anschluss an die Gruppe nach; der Antrag wurde genehmigt. Während der Zeit des Ersten Weltkrieges (1914-1918) wurde das Leitungsnetz bei der „Wasserversorgungsgruppe des unteren Schussentals“ zügig ausgebaut. Da der Wasserverbrauch durch die noch in geringer Zahl vorhandenen Gewerbebetriebe eher niedrig war, mussten noch keine großen Rohrdurchmesser verlegt werden.

Dennoch war der Kapitalbedarf enorm, weshalb man mit den Wassernutzern ab 1920 Wasserzinsablösungsverträge vereinbarte. Die Nutzer konnten damit für lange Zeit den Wasserzins vorausbezahlen und der Gruppe flossen kurzfristig erhebliche Geldmittel für weitere Investitionen zu. Der allmählich steigende Wasserverbrauch erfordert in den Jahren 1933/34 den Bau einer zweiten Zuleitung von den Argenhardter Quellen zum Speicher Hagenbuchen. Die gewonnene Wassermenge ist aber noch ausreichend.

Ab Ende 1942 leidet die Gruppe jedoch unter zunehmendem Wassermangel, der durch Zukäufe bei der benachbarten Rotachgruppe (bestehenden Verbundleitung bei Hirschlatt) ausgeglichen wird. Eine beabsichtigte Erweiterung des Speichers Hagenbuchen sowie der Ausbau des Verbundes zur Rotachgruppe mit einer Messeinrichtung scheitert an der fehlenden Zuteilung von 300 kg Eisen, welches Anfang 1944 in Berlin zwar beantragt, aber offensichtlich für die Kriegsproduktion verwendet wurde. Von Kriegsschäden blieb die Gruppe weitgehend verschont.
   

 
Die Boomzeit der 50er und 60er Jahre

Nach Kriegsende 1945 war die Gruppe kurzzeitig führungs- und weitgehend auch tatenlos. Am 12. Juli 1947 wurde Bürgermeister Karl Brugger, Kehlen, kommissarisch zum Verbandsvorsitzenden berufen und mit der Neubildung des Verwaltungsausschusses beauftragt. Akuter Handlungsbedarf war insbesondere gegeben, weil der Sommer 1947 sehr trocken war und die Vergeudung von Wasser sogar mit „Wasserentzug“ bestraft wurde. Das neu bestellte Gremium sah daher keine Zukunft in der Vergrößerung des Speichervolumens, wie es bis Kriegsende als Betriebsphilosophie verfolgt wurde, sondern setzte von Beginn an auf die Erschließung neuer, möglichst ergiebiger Wasservorkommen. Bereits am 6. Oktober 1950 konnte die Sickergalerie Bruderhaus bei Hagenbuchen in Betrieb genommen werden.

Nachdem es in Eriskirch mehrfach zu Versorgungsengpässen gekommen war, trat der Ort 1954 mit der Bitte an die Gruppe heran, ebenfalls mit Wasser aus den gruppeneigenen Vorkommen versorgt zu werden. Voraussetzung war jedoch die Erschließung eines weiteren Vorkommens bei Bierkeller in Kooperation mit der Gemeinde Langenargen sowie der Bau eines Wasserturmes in Schlatt.

Ab Juni 1955 konnte Eriskirch sein Wasser über den fertiggestellten Turm aus dem Grundwasserbrunnen Bierkeller beziehen. Mitte der 50er bis Ende der 60er Jahre war im Versorgungsgebiet der Gruppe eine sehr rege Bautätigkeit zu beobachten. Die allgemeine Aufbruchstimmung dieser Zeit und die damit verbundene wirtschaftliche Entwicklung auch in unserer Region führte bereits Mitte 1962 erneut zu Wassermangel bei der Gruppe. Da die erschlossenen Vorkommen Argenhardt, Bruderhaus und Bierkeller bereits voll beansprucht wurden, musste nun ebenfalls, wie schon knapp 20 Jahre zuvor, über die Ausweitung des Speichervolumens nachgedacht werden. 

Der Verwaltungsausschuss (heute Verbandsversammlung genannt) bezeichnete die Versorgungslage der Gruppe am 12. Juli 1962 als „ernst, aber nicht hoffnungslos“. Erschwerend kam hinzu, dass beim Vorkommen Argenhardt eine allmähliche Qualitätsverschlechterung zu beobachten war. Um die Wassernot für alle Zeiten in den Griff zu bekommen, bahnte sich ab 1964 der „Große Wurf“ an, der die Erschließung eines großen Wasservorkommens im Argendelta, den Bau eines weiteren Brunnens bei Bierkeller und die Errichtung eines Speichers mit 4 Millionen Liter Inhalt bei Hagenbuchen vorsah.
   

 
Die Erschließung des Wasservorkommens Argendelta 1967 bis 1972 - ein Zeitzeugenbericht
 
 
Wassersuche - ein Abenteuer 1948-1972 (von Karl Brugger)

Wer den Wasserhahnen aufdreht, erwartet auch, dass daraus köstliches Nass fließt. Ist dies selbstverständlich? Gewiss nicht, wenn man die letzten Jahrzehnte des ZWUS Revue passieren lässt. Bis nach dem 2. Weltkrieg floss aus dem Raum Argenhardt über einen 200 cbm  fassenden Hochbehälter oberhalb Hagenbuchen Quellwasser in natürlichem Gefälle in das Versorgungsnetz. Messungen ergaben eine Schüttung von 4 Litern pro Sekunde. Allerdings musste es dann alle 14 Tage regnen, um Engpässe zu vermeiden. Wenn des öfteren das Wasser zwischen 21 und 6 Uhr abgestellt werden musste, so traf dieser Notstand Mensch und Tier hart, sodass die Verantwortlichen gezwungen waren, Abhilfe zu schaffen. Aber wie?

Ein Wünschelrutengänger, dem man vor seiner Tätigkeit ein opulentes Vesper und guten Wein spendieren musste sowie ein Geologe wurden zu Rate gezogen. Das Ergebnis einer weiteren Quellfassung in Argenhardt war mager und konnte nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein, zumal in den Nachkriegsjahren nicht nur die Abnehmerzahl, sondern auch  der Wasserbedarf für die Familien gewaltig anstieg.

1950 erfolgte dann ein neuer Versuch am Bruderhaus in Hagenbuchen  mit einer Sickergalerie an Wasser zu kommen. Das müsste eigentlich hinhauen, war die einhellige Meinung der Fachleute: Ergebnis 4 Liter pro Sekunde. Um einem nicht kontrollierbaren Wasserverbrauch - bislang erfolgte die Veranlagung nach Personen- und Viehzahl – vorzubeugen, wurde der Einbau von Wassermessern zwingend vorgeschrieben. Prompt kam es am 26.7.50 zu einer Protestversammlung, die Einladung lautete: Heute Abend 8 Uhr findet im Gasthaus „ A d l e r “ Bertele, in Mariabrunn eine Besprechung statt, über die Wasserversorgung, beziehungsweise Einbau der Wasseruhren. In Anbetracht der Wichtigkeit dieses Themas werden alle Wasserabnehmer gebeten zur freien Aussprache zu erscheinen für Gegenwart und Zukunft.

Der Verwaltungsausschuss ließ sich dadurch nicht einschüchtern und suchte weiter intensiv nach Wasser. Versuchsbohrungen wurden in der Kiesgrube Brielmaier Hagenbuchen, in Schlatt und im Wald zwischen Tuniswald und Schlatt durchgeführt. Wasser wurde dabei jeweils gefunden, aber nur in Sandschichten, also nicht wirtschaftlich nutzbar. Ein Gespräch mit Bürgermeister Schaugg aus Eriskirch brachte schließlich die Wende. Er berichtete am  3. Dezember 1954, dass Herr Kennerknecht aus Retterschen ein Waldgrundstück am Bierkeller in Langenargen an die Wassergruppe verkaufen wolle, auf dem bereits ein Brunnen stand. 

Mit der Gemeinde Langenargen konnte eine Einigung über die Nutzung erzielt werden. Ab 1955 wurde damit über den Wasserturm in Schlatt die Gemeinde Eriskirch mit Wasser versorgt. Von 30 Litern pro Sekunde im Bierkellerbrunnen war die Rede und 10 Liter pro Sekunde waren es. Nachdem schon einmal die Verbindung mit Langenargen aufgenommen war, empfahl der Geologe Dr. Kiderlen und auch Baurat Walser von der Wasserbehörde, den großen Sprung ins Argendelta mit seinem mächtigen Wasservorkommen zu wagen. Der Gruppe wurde von der Fa. Kirchhoff dort ein Grundstück angeboten.

Dies war die einmalige Chance, das Abenteuer der langwierigen Wassersuche beenden zu können. Zunächst wurde dort ein Vertikalbrunnen - auch „Mehrwertsteuerbrunnen“ genannt, weil er vor Inkrafttreten dieser Steuer in Betrieb genommen werden musste – gebohrt, um Aufschluss über dessen Ergiebigkeit zu erhalten. Ein Pumpversuch im Juli 1968 bestätigte die Erwartungen. Beflügelt durch dieses Ergebnis und auf Anraten der Wasserbehörden entschloss man sich, einen Horizontalfilterbrunnen mit den notwendigen technischen Anlagen zu bauen.

 Das Absenken der Betonröhren mit einem Durchmesser von 4 Metern auf eine Tiefe von 25 Metern und das Vortreiben von 5 Sickersträngen mit einer durchschnittlichen Länge von 20 Metern gestaltete sich nicht einfach und hat den Verantwortlichen einiges Kopfzerbrechen bereitet. Aber schließlich konnte das Bauwerk ohne Unfälle fertig gestellt werden. 300 Liter pro Sekunde - umgerechnet ca. 26 Mill. Liter je Tag - waren es, die 14 Tage lang in den Mühlbach und die Argen abgepumpt wurden.

Durch dieses traumhafte Ergebnis mutig geworden, konnte der Verband an Nachbarschaftshilfe denken. Verhandlungen mit der Stadt Markdorf wurden allerdings zugunsten von Friedrichshafen entschieden.

Aber bereits am 20. Januar 1972 gab es eine Studie über eine „Kreiswasserversorgung für den Altkreis Tettnang“. Diese Idee – von Dipl. Ing. Müller aus Biberach geplant und mit 1 Mill. Baukosten berechnet – wurde weiter verfolgt und schließlich als der jetzt bestehende Gemeindeverbund verwirklicht. Dieser Bericht kann unmöglich abgeschlossen werden, ohne auf die allseits gerühmten Wasserfeste einzugehen. Dazu hatte man des öfteren Anlass.

Verständnis kann man erwarten, dass dabei nicht nur das eigene Erzeugnis, nämlich „Aqua horitontalis“ - also Grundwasser - ohne jede Kosmetik getrunken wurde, sondern auch edlere Getränke und gutes Essen zur Feststimmung beitrugen. Dies mag ein Gedicht illustrieren, das anlässlich des Richtfestes des Wasserturms am 6. Mai 1955 vom damaligen Landrat Münch – nachdem er trotz des Widerstandes eines diensteifrigen Polizisten die Aufhebung der Sperrstunde angeordnet hatte - vorgetragen wurde:

Alles freut sich in der Gruppe
wie ein Kind ob seiner Puppe,
dass der Baum gen Himmel ragt.
Wer ob Wasser hat geklagt,
unverzagt und ungeplagt
hat er`s künftig – ungetagt.

Erschallt der Spruch hoch vom Turm
bedeutet es nicht Feuersturm.
Wohl gilt`s zu löschen einen Brand,
verursacht von der Arbeitshand.
Viel war im Spiel die Kopfarbeit.
Nun seid zum Löschen all bereit.

Vom Turme fließt das edle Nass
noch nicht, drum nimmt`s vom Fass.
Dass Geist dem Geiste zugehört,
der nie die Arbeit hat gestört.
Mit frohem Wort und Speis und Trank
Sei ihm gesagt verdienter Dank.
   

 
Verbundversorgung für den ZWUS selbst und über dessen Grenzen hinaus seit Mitte der 80er Jahre - der Verbundgedanke
 
 
Ausgelöst durch Überlegungen, die Versorgung der Stadt Tettnang über das Wasservorkommen Argendelta mit abzusichern und gleichzeitig ein umfangreiches Wasservorkommen in der Leutkircher Heide als weiteres „Standbein“ zu erschließen, wurden in den 80er Jahren verschiedene Varianten zur Schaffung von Trinkwasserverbünden zu anderen Versorgern diskutiert.

Zu beachten waren daher insbesondere die Empfehlungen des Wasserwirtschaftsamtes Ravensburg sowie die notwendigen Voraussetzungen, um Zuschüsse des Landes über das Regierungspräsidium zu erhalten. Hierzu war ein Gesamtprogramm zu erstellen und eine umfassende, vertretbare Investitionssumme vorzusehen.

Anfang 1988 konnte vom Ing.-Büro Wasser-Müller, Biberach, ein Bauprogramm vorgelegt werden. Es sah Gesamtinvestitionen von rd. 15 Mio. DM vor und berücksichtigte Verbundlösungen zur Gehrenberg- und Wolketsweiler Wasserversorgung über Meckenbeuren sowie zur Haslach-Wasserversorgung über Tettnang.

Das Jahr 1988 war für den ZWUS rückblickend mit einschneidenden Veränderungen verbunden. Nach 41 Jahren gab Karl Brugger sein Amt als Verbandsvorsitzender an Gustav Schmid, Bürgermeister von Eriskirch, ab. Mit Vorlage des Bauprogramms und dessen Umsetzung ab Juni 1989 (Bau der Verbundleitung Meckenbeuren-Obermeckenbeuren) sowie einen nochmaligen Wechsel im Verbandsvorsitz (seit 1. Januar 1990 Bürgermeister Roland Karl Weiß) wurde der Startschuss für ein weitreichendes Verbundprojekt gegeben.

Entstanden ist daraus der Regionale Trinkwasserverbund aus den Partnern ZWUS, Meckenbeuren, Tettnang, Haslach -und Gehrenberg-Wasserversorgung.